Ursprünglich ist der Begriff „Gospel“ das englische Wort für Evangelium, hergeleitet von den altenglischen Begriffen „good“ und „spell“; also: „gute Nachricht“. Hoffnung ist das Thema der Gospelsongs und die Zuversicht, dass am Ende alles gut wird.

Sie werden sicher zu recht sagen, dass wir diese Thematik in vielen kirchlichen Liedern aus vielen Musikepochen wieder finden. Anders bei den Gospelsongs ist allerdings, dass sie ihre Wurzeln in der Zeit der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika haben.

Die in Nordamerika ankommenden Sklaven hatten nichts außer ihrer Kultur in die „Neue Welt“ mitnehmen können. Ein wichtiger Teil dieser Kultur und ihrer Identität waren die Musik und der Tanz. Legenden erzählen, dass die Sklaven schon auf der extremen Reise auf dem Schiff gesungen haben. Bereits unterwegs ist ein großer Teil der Afrikaner auf grund der unfassbaren Strapazen gestorben. Angekommen auf den Plantagen war das expressive Singen bei der Arbeit fester Bestandteil im Alltag, um die harte Arbeit leichter und die Lebenssituation erträglicher zu machen. Bei diesen sogenannten „Worksongs“ gab ein Sänger den Rhythmus und die Melodie vor und die anderen sangen nach.

Schließlich versuchten die Sklavenhalter die Sklaven mithilfe des christlichen Glaubens und besonders der Bibeltexte zu zivilisieren und unterwürfig zu machen. Vor allem die Betonung der Freiheit und der Gleichberechtigung aller Rassen in der Bibel machten den Sklaven Hoffnung auf ein besseres Leben. Bei den religiösen Versammlungen wurden Psalmen und Choräle gesungen, aus denen sich im Laufe der Jahre die sog. „Negro Spirituals“ ent wickelten. Ab 1773 wurde den Afroamerikanern schließlich die Gründung eigener Kirchen erlaubt. Sie waren oft der einzige Bereich in ihrem Leben, in dem sie sich emotional wie politisch frei ausdrücken konnten. Die Texte waren sowohl Ausdruck des Glaubens, der Hoffnung und des Mutes, als auch Beschreibung der Situation der Sklaven, meistens je doch in zweideutiger Weise.

Durch die große Wanderungswelle Anfang des 20. Jahrhunderts hielten die Spirituals schließlich auch Einzug in die Bars und Kirchen der Großstädte und vermischten sich dort mit anderen Musikgenres wie Jazz und Blues. Mit dieser Entwicklung geht auch die Ände rung des Namens der Musik einher. Die Texte bezogen sich nun mehr auf das Neue Tes tament. Die Evangelien des Neuen Testaments wurden so zum Namensgeber für den Gospel.

 

 

Werner Humbeck





 

 

 

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